Das Material
Im Wald, am Strand, in den Bergen, am Fluss, im Steinbruch, in der Wüste finden wir Stücke der Natur, die so interessant sind, dass wir sie zur Erinnerung mitnehmen; sie erinnern an die Unternehmung, die Reise, an die Situation und sind Kern einer Geschichte; sie erzählt, wann, wo, unter welchen Umständen ich oder ihr Finder sie erkannte und mitnahm. Manche solcher Stücke ruhen jahrelang in meinem Fundus, ehe ich sie als Träger einer Idee erkenne und zum Element einer Assemblage nehme. Schließlich schenken mir Freunde ihre „objects trouvés”, Mitbringsel, Trophäen oder Sachen, die sie gefunden und aufbewahrt hatten. Mir hackte z.B. ein liparischer Fischer die Nase seines Schwertfisches ab. Oder: am Indischen Ozean war der Kadaver eines Delphins angespült, dessen Kiefer zur Lyra wurden. Nicht für sensible Nasen war eine Wal-Leiche in SA, deren Handknochen Basis eines – wie ich finde – anmutigen Werkes (Fontaine de Baleine) wurde. Ich finde, dass ausgefallene Stücke mit ihrer Einmaligkeit und Authentizität, wie auch durch ihr Erscheinen in einem verfremdenden Kontext zum Reiz einer assemblage beitragen. Andere Kunstmaterialein dagegen – Ölfarbe, Leinwand, Marmor, Bronze – sind in beliebiger Menge verfügbar.
In chronologischer Folge verwand und verwende ich dieses Material:
Kiefernborke, Baumpilze, Steine, altes Eichenholz, Tierteile (Knochen, Hörner, Muscheln), Pflanzenteile, Strandgut, einzelne Artefakte und aktuell auch hightec-Teile (kein Schrott !). Mehrfach verwende ich Kelp, ein erstaunliches Material: Diese Alge (laminaria digitata?) wächst in meterhohen Tangwäldern kühler Meere, ist im nassen Zustand biegsam und zäh wie ein Gummischlauch, trocknet aber knochenhart und stabil wie Holz (siehe auch Medusa, Versuchung, Pandora). Die menschenleeren Strände Südafrikas liefern viele interessante Funde. Aus SA´s Urwäldern kommt Stinkwood; richtig altes Eichenholz bekomme ich bei der Sanierung hessischer Fachwerkhäuser.